Enuresis ist die zweithäufigste chronische Erkrankung im Kindesalter mit über 600 000 betroffenen Kindern allein in Deutschland. Häufig handelt es sich um eine für den Harntrakt respektive der Nieren harmlose Entwicklungsverzögerung der Blasenspeicherfunktion. Dafür sprechen die angegebenen spontanen Remissionsraten von bis zu 15% pro Jahr. In einigen Fällen sind jedoch auch behandlungsbedürftige Funktionsstörungen des unteren Harntraktes (Detrusorhyperaktivität, -instabilität, Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie, neurogene Störungen) die Ursache für die Symptomatik. Das erfordert die zusätzliche Durchführung funktionsdiagnostischer Untersuchungen wie der Uroflowmetrie und der für den kindlichen Patienten recht unangenehmen Zystomanometrie. Aufgrund der Anfälligkeit der etablierten Verfahren insbesondere gegenüber Lageänderung sind diese bisher wenig kindgerecht und bei sehr unruhigen Kindern schwer zu interpretieren.
Aus diesem Grund bietet unsere funktionsdiagnostische Abteilung seit 2007 die an unserer Klinik entwickelte weltweit neue Methode der Gasperfusionszystomanometrie mit dem Edelgas Helium im Rahmen der Kinderurologischen Spezialsprechstunde an. Es werden insbesondere die methodischen Vorteile bei der Anwendung an Kindern und im Vergleich zu den herkömmlichen Untersuchungsmethoden dargestellt. Wissenschaftliche Grundlage ist eine an unserer Klinik durchgeführte Vergleichsstudie des neuen Verfahrens mit herkömmlichen Untersuchungstechniken, insbesondere der Wasserperfusion.
Innovation in der kinderurologischen Funktionsdiagnostik : Gasperfusion mit Helium
Prinzip
- Zystometrie über zweilumige Messkatheter mit Helium anstelle von Wasser als Messperfusat, Blasenfüllung mit Wasser
Abb. 1: Schematische Darstellung der Gasperfunsionszystometrie mit Helium als Messperfusat
Abb. 2: Zweilumiger dünner weicher Messkatheter Charr. 6
Vorteile Gasperfusion gegenüber Wasserperfusion
- Messung in jeder Patientenposition möglich (physiologische Miktionsposition)
- Artefaktfreie Messung während Lageänderung des Patienten möglich
- Einmalige Nullpunkteichung auf atmosphärischen Druck, damit mehr Zeit des Untersuchers für den Patienten während der Messung
- Höhere Messgenauigkeit durch höhere Druckanstiegsgeschwindigkeiten
- Wartungsarme, hygienische Perfusionseinheit
- Keine Sekundärartefakte durch das sofort anliegende Perfusat
Studie von 2007-Simultane Vergleichszystometrie an kindlichen Patienten zwischen Wasser- und Gasperfusion mit Helium:
Beim Kind signifikant höhere Druckanstiegsgeschwindigkeiten bei der Gasperfusion als bei der Wasserperfusion als Maß für die Messgenauigkeit der Methode. Am Blasenmodell keine Druckschwankungen/ Artefakte bei Lageänderung und in unterschiedlichen Messhöhen sowohl bei voller als auch bei leerer Blase.
Fazit
- Gasperfusion insbesondere wegen der Zeitersparnis bei der Vorbereitung und während der Messung (Untersucher hat mehr Zeit für das Kind) sowie der Lageunabhängigkeit der Messmethode und der Möglichkeit von Körperbewegungen während der Messung kindgerechteres Verfahren
- Gasperfusion aufgrund der messtechnischen Überlegenheit gegenüber der Wasserperfusion und der Kostenersparnis gegenüber der Mikrotip-Katheter sinnvolle Alternative zu den etablierten manometrischen Untersuchungsverfahren in der Urodynamik
- Nutzung des Universellen Manometriegerätes für die Gasperfusion im Rahmen eines funktionsdiagnostischen Kombinationsarbeitsplatzes für die Urodynamik, die Ösophagusmanometrie und die Anorektalmanometrie
Abb.3,4: Gasperfusonsmessplatz- physiologische Untersuchungsposition in allen Altersgruppen
KONTAKT
Dr. med. Rüdiger Mund
Facharzt für Kinderchirugie
Universitätsklinik und Poliklinik für Kinderchirurgie
Sekretariat 0345 557-2240 (Fax -2779)
Pieper über Zentrale 0345 557-0
Email: manumund(at)gmx.net
SPRECHSTUNDE
Kinderurologische Spezialsprechstunde
Ort: Kinderchirurgische Ambulanz
Universitätsklinikum Kröllwitz
Ernst-Grube-Str. 40
06120 Halle/ Saale
Zeit: Jeden Donnerstag 9:00-14:00 Uhr
Termin nach Vereinbarung unter 0345 557-2075
Verantwortlicher Arzt: Dr. med Rüdiger Mund
Mitzubringen: Überweisungsschein des Kinderarztes